„Warum machen wir das“? – Diese in die Sitzreihe genöhlte Frage schoss wie ein Blitz durch meinen zerschundenen Körper. Wir hingen ermattet in den zerschlissenen Sitzen eines klapprigen Busses, der uns durch die Nacht tuckerte. Am Nachmittag zuvor hatten wir das größte Rockfestival Chinas gespielt. Über fünftausend Menschen hatten uns abgefeiert. 10.000 km von unserem Zuhause in Rostock weg. Ohne auch nur ein Wort unseres norddeutschen Geblödels verstanden zu haben. Fanden die jetzt wirklich unsere Mucke gut? Oder waren die einfach alle voll? Scheißegal. Die Sonne ging am Horizont bereits wieder auf. Alles nach dem Konzert war wie im Rausch vergangen. „Warum machen wir das?“ Wir haben in den letzten Jahren alles mitgenommen was ging- eine Tour durch Russland mit Stationen in Moskau, St. Petersburg und auf riesigen Festivals. Wir haben uns in Deutschland den Arsch abgespielt, Konzerte und Festivals mit Fettes Brot, Donots, SDP und weiß der Geier wem. Contests, CDs, Videos, es gab Höhen und Tiefen, Stress und Glück. Wir mussten viel opfern, manchmal Leute, die wir lieben enttäuschen. Wir geben Blut, Schweiß und Tränen für diesen Scheiß. Ich wandte meinen Blick vom Horizont und der blendenden Sonne ab. Ich drehte mich zu meinem Basser. Er schielte mich mit verzerrtem Gesicht an, in seiner Hand den Reisschnaps, den er mir nun hinhielt. Jetzt verstand ich auch die Frage. War schon von der philosophischen Anwandlung verwundert. Ich hatte die Antwort für ihn.