Wer nach einem Synonym für grenzenlose Gestaltungsfreiheit in der Musik sucht, kommt an dem Bandnamen Evelyn Kryger nicht vorbei. Das Quartett wuchert zwischen konzeptioneller Präzision und spielerischer Freiheit mit einer Vielzahl von stilistischen Möglichkeiten, die sich teilweise gegenseitig bedingen und durchdringen, um an anderen Stellen scharfe Bruchkanten hervorzurufen. Saxofonist Christoph „Cito“ Kaling, Keyboarder Arne Dreske, Bassist Jonas Holland-Moritz und Schlagzeuger Hannes Dunker sind Überzeugungstäter. Sie wissen in jedem Augenblick genau, was sie tun, und greifen komplett scheuklappenfrei auf ein gemeinsames Portfolio aus unterschiedlichen musikalischen Sozialisationen von Progrock bis Jazz, von Postrock bis Ambient, von urbaner Wucht bis zu den erlesenen Feinheiten aller erdenklicher musikalischer Ethnien zurück. Evelyn Kryger hat eine Klang- und Bildsprache entwickelt, deren Vokabular auf die bedingungslose Kompatibilität aller Ausdrucksformen und Versatzstücke hinausläuft. So gelingt es dem oft durch Gäste erweiterte Quartett, größtmögliche Gegensätze mit einer verblüffenden inneren Logik zu vereinen. Ähnlich wie und doch anders als in den besten Momenten von Return To Forever, der Pat Metheny Group, Radiohead, Godspeed You! Black Emperor oder ADHD fließen all diese Einflüsse und Hintergründe zu einem harmonischen Ganzen zusammen, das keiner Kategorisierung mehr bedarf.