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Beim Blick in den Spiegel unangenehm berührt zu fremdeln, ist ein Phänomen, das jungen Menschen weitestgehend unbekannt sein dürfte. Wenn überhaupt, dann erleben sie es vielleicht nach einem eher unglücklich verlaufenen Friseurbesuch, nach einem durchgefeierten Wochenende oder noch am ehesten nach einer Schlägerei. Rare erste Erfahrungen, die sie nur unzureichend auf das vorbereiten, was die gnadenlose Zukunft für sie bereithält. Denn wer die Vierzig überschreitet, wird anfangs noch erstaunt und irgendwann vermutlich mehr oder weniger frustriert, aber definitiv von Jahr zu öfter feststellen: „Das bin nicht ich.“ Schlussendlich findet man sich resigniert damit ab, dass einem jene vertraute Gestalt, mit der man sich nach der Pubertät irgendwann arrangiert hatte, nur noch auf alten Fotos begegnet – das Bild, das man von sich selbst hat, wird dennoch nie wieder deckungsgleich mit dem eigenen Anblick, der munter weitermutiert. Doch wie heißt es so schön: Geteiltes Leid ist halbes Leid. Also hat Rocko Schamoni ein Lied geschrieben, in dem er das eigene Ringen und Hadern mit der fatalen Inkongruenz zwischen Selbstbild und Abbild in Worte kleidet. Und Rocko weiß, wie man Songs über die Schlechtigkeiten dieser Welt in Balsam für geschundene Seelen verwandelt: Man orientiert sich am Soul, der erquicklichsten Leidensmusik im Pop, und gönnt ihnen jubilierende Chöre, Handclaps, schnieke Drumbreaks, einen satten Basslauf und große Refrains.